Fotografieren bei schwierigen Lichtverhältnissen

6 Tipps für scharfe Bilder bei miesem Licht

Unser neuester Fotowalk führt uns auf das 78 Meter hohe Eisengerüst des ehemaligen Gasometers hoch über die Dächer des gemütlichen Stadtbezirks Berlin-Schöneberg. Der Ausblick von diesem einzigartigen Bauwerk ist schlichtweg umwerfend und absolut einzigartig in der Hauptstadt. Und damit nicht genug: wir besteigen den alten Gasbehälter genau zum Sonnenuntergang. Dann, wenn zur Blauen Stunde die unzähligen kleinen Lichter der Stadt anfangen zu blinken, schlägt das Herz eines jeden Fotografen höher.

Doch wie fotografiert man in der Dämmerung gestochen scharfe Bilder, wenn man keine Stative verwenden darf? Wie können zu dunkle Bilder vermieden werden? Denn aus Sicherheitsgründen ist auf dem Gasometer der Einsatz von Stativen nicht erlaubt. Dazu kommt, dass die Eisenkonstuktion des Bauwerks in sich leicht schwankt.

Die Fotografie bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Stativ ist eine ziemliche Herausforderung. Doch auch hier wird nur mit Wasser gekocht und am Ende ist das gar nicht so kompliziert. Alles zielt darauf ab, lange Belichtungszeiten möglichst zu vermeiden.

Mit 6 einfachen Tricks kannst Du wunderschöne Fotos erzielen. Verkürzt Du die Verschlusszeit auf einen Wert, der aus der Hand fotografierte Bilder immer noch scharf erscheinen lässt (also unter einer 45tel Sekunde bei 50mm), solltest Du mit folgenden Mitteln dagegen halten, damit Dein Foto nicht zu dunkel wird:

1. Erhöhe die ISO-Zahl

Mit der ISO-Zahl steuerst Du die Empfindlichkeit Deiner Kamera. Bei Tageslicht fotografieren wir standartmäßig mit ISO 100 bis 250. Zum Sonnenuntergang sollten wir auf 400 bis 800 erhöhen. Zur Blauen Stunde zwingt uns das funzelige Licht der Dämmerung auf ISO 3200 bis 6400 zu gehen. Doch aufgepasst: zu hohe ISO-Werte verschlechtern enorm die Bildqualität! Adobe Lightroom hat aber auch eine sehr gute Rauschunterdrückung, wenn Du ein Freund der Nachbearbeitung bist.

2. Verwende kleine Blendenwerte

Wir schalten die Kamera in den A-Modus, um eine selbst gewählte Blende einstellen zu können. Die entsprechende Belichtungszeit wird dann von der Kamera automatisch berechnet. Jetzt öffnen wir die Blende am Rädchen soweit es geht. Das bedeutet, wir stellen den kleinsten Wert ein. Je nach Objektiv können das 4.5, 3.5 oder sogar 1.4 sein. Mit 1.2 bist Du der Held des Abends!

3. Verwende Objektive mit kleiner Brennweite

Je kleiner die Brennweite, desto weitwinkliger ist der Bildausschnitt. Und je weitwinkliger das Bild ist, desto weniger besteht Verwacklungsgefahr. Wir empfehlen Objektive unter 50 mm. Also 35 mm, 20 mm oder sogar 12 mm.

4. „Stabile Bilder“ mit dem Bildstabilisator

Den wirst Du lieben!!! Aber auch hier sollte die Verschlusszeit nicht länger als eine 8tel Sekunde betragen. Sonst „slidet“das Bild langsam weg. Ein guter Vergleich ist ein sich drehender Brummkreisel, der zwar auf Stöße stabil reagiert, aber mit der Zeit ganz langsam wandert. Daher gilt: bei langen Belichtungszeiten den Sabi aus machen!

5. Suche Dir eine Stütze

Eine Ablage für die Kamera ist Goldwert. Da hilft ein Eisenträger oder ein Geländer ganz gut. Und davon gibt es auf dem Gasometer genug. So, jetzt nur noch aufhören zu atmen, die Blutzirkulation unterdrücken und – zack – gelingen Dir sicher Fotografien der Meisterklasse. Was tut man nicht alles für ein gutes Foto!

6. Ein wenig unterbelichtet?

Du kannst noch ein paar Bruchteile der Verschlusszeit herauskitzeln, wenn Du das Bild ganz leicht unterbelichtest (underexpose). Dafür suchst Du dir die +/- Taste an der Kamera und stellst die Skala am Rädchen auf Minus 0.3 oder 0.7. Mehr aber nicht! Denn dann wird das Bild zu dunkel. Und achte darauf, den Wert später wieder auf Null zu stellen! Denn wenn Du das erste Mal in den Genuss kommst, das Gefühl zu erleben, einen ganzen Tag lang hunderte Fotos unterbelichtet zu haben, machst Du diesen Fehler kein zweites Mal mehr.

Diese Tipps können Dir dabei helfen, scharfe Fotos sogar zur Blauen Stunde hinzubekommen. Aber besonders die ruhige Hand erfordert viel Übung. Unser Tipp: Wenn Du Dich auf die Gasometertour vorbereiten möchtest, solltest Du vorher viele Tests machen, um die nötige Übung zu bekommen.

Wir wünschen dir viel Spaß beim ausprobieren und trotz der Verhältnisse gutes Licht 🙂

Kommentare